sábado, 29 de agosto de 2020

Deutsche Wurzeln in der spanischen Aufklärung: Der Marquis von Valdeflores

Luis José Velázquez de Velasco, Marquis von Valdeflores (1722–1772).
Gemälde von Enrique Jaraba aus dem Jahr 1920. Es handelt sich um eine Lünette,
die an der Decke des Empfangssaals des Rathauses von Málaga angebracht ist, zu dessen Kunstsammlung das Werk gehört. 

 

Luis José Velázquez de Velasco, Marquis von Valdeflores

Luis José Velázquez de Velasco, Marquis von Valdeflores (1722–1772), war eine Schlüsselfigur der spanischen Aufklärung. Schon in seiner Kindheit war er ein leidenschaftlicher Leser; später studierte er Rechtswissenschaft, Philosophie und Scholastik und erlangte eine große Gelehrsamkeit. 1752 zog er nach Madrid, wo er mit Agustín de Montiano in Kontakt kam, der ihn in die Königliche Akademie für Geschichte einführte. Velázquez war einer der jüngsten Gelehrten, die die Iberische Halbinsel bereisten, um Altertümer zu katalogisieren, und einer der Ersten, die den Neoklassizismus in Spanien etablierten.

Heute gilt Valdeflores als Universalgelehrter: Historiker, Schriftsteller, Dichter, Latinist, Archäologe, Antiquar, Epigraphiker, Numismatiker und Mitglied mehrerer Akademien. Diese facettenreiche Persönlichkeit wurde von vielen Historikern erforscht, doch ein Aspekt blieb weitgehend unbeachtet: seine deutsche Abstammung, die ein neues Licht auf seine Biographie wirft.

Väterlicherseits entstammte Velázquez einer angesehenen Familie aus Málaga und Andalusien. Mütterlicherseits jedoch stammte er von der Familie Wittemberg ab, deutschen Kaufleuten, die sich im späten 17. Jahrhundert in Málaga niederließen. Sein Urgroßvater Johannes Wittemberg Dreyers kam 1667 im Alter von 14 Jahren aus Hamburg nach Málaga unter die Obhut des Hanseatischen Konsuls Rodrigo Elers. Bald gründete er seine eigene Reederei und handelte im internationalen Güterverkehr. Die Reederei Wittemberg befuhr die baltischen und nordeuropäischen Routen, die spanische Häfen mit Hamburg, Lübeck und anderen Hansestädten verbanden. Später heiratete er María Arizón, Tochter irisch-spanischer Herkunft, womit die Linie Wittemberg-Cruzado-Velázquez begründet wurde, aus der Luis José, zweiter Marquis von Valdeflores, hervorging.

Die Verbindung zu den Wittembergs war nicht nur genealogisch. Sein Bruder Francisco heiratete eine weitere Wittemberg, wodurch eine der reichsten Familien Córdobas im 19. Jahrhundert entstand. Aber nicht nur er: auch andere Familienmitglieder suchten bewusst Ehen innerhalb der Wittembergs, um das deutsche Erbe zu bewahren. Über mehrere Generationen hinweg blieben enge Kontakte zum ursprünglichen deutschen Umfeld bestehen, was die starke Bewahrung des hanseatischen Ursprungs unterstreicht.

Zudem pflegte Luis José engen Kontakt zu seinem Onkel Juan Joseph Wittemberg Aguilar, einem Geistlichen der Kathedrale von Málaga. Beide führten einen intensiven Briefwechsel über Philosophie, Naturwissenschaften und Fragen wie die Brechung von Lichtstrahlen.

Velázquez’ intellektuelles Werk fand internationale Beachtung, besonders nach der Veröffentlichung von Orígenes de la poesía castellana (1755), das auch in Leipzig rezipiert wurde. Die Übersetzung von Professor Johann Andreas Dieze (Göttingen, 1769) unter dem Titel Geschichte der Spanischen Dichtkunst verbreitete sein Werk in deutschen Gelehrtenkreisen. Später nutzte Emil Hübner von der Kaiserlichen Akademie in Berlin Velázquez’ epigraphische Sammlungen für Band II des Corpus Inscriptionum Latinarum über Hispania. Hätten diese Kreise seine deutsche Herkunft gekannt, wäre das Interesse vermutlich noch größer gewesen.


Lessing, Dieze und die Rezeption von Velázquez

Es gilt jedoch allgemein, dass der Hauptanstoß für Lessings Interesse am Spanischen seine Freundschaft mit J. A. Dieze war, einem gebürtigen Hamburger und Professor an der Universität Göttingen. 1768 fertigte Dieze eine Übersetzung der Orígenes de la poesía castellana von Luis José Velázquez de Velazco (Málaga, 1754) an. Die Ausgabe erschien 1769 in Göttingen unter dem Titel Geschichte der Spanischen Dichtkunst und es liegt nahe, dieses Werk als eine der Quellen von Lessings Kenntnissen über die spanische Literatur zu betrachten.

Die deutsche Version scheint jedoch erst Ende 1768 erschienen zu sein, und es ist ein Brief Lessings vom 5. Januar 1769 erhalten, in dem er Dieze für das Exemplar des Buches dankt, das dieser ihm zugesandt hatte. (Quelle: J. G. Robertson, Lessing’s Dramatic Theory: Being an Introduction to & Commentary on his Hamburgische Dramaturgie, Cambridge University Press, 1939, Nachdruck 1965).

Obwohl es nicht vollständig bestätigt ist, ist es möglich, dass Gotthold Ephraim Lessing das Originalwerk von Velázquez über das Journal Étranger von 1755 kannte, das auf mehreren Seiten eine ausführliche Besprechung der Orígenes de la poesía castellana von Luis José Velázquez veröffentlichte. Zugleich ist wohlbekannt, dass Lessing die Tragödie Virginia von Agustín de Montiano y Luyando verbreitete, die von dessen Discurso sobre las tragedias españolas (1750) eingeleitet wurde. Daher erscheint es plausibel, dass Lessing – sei es durch die Vermittlung von Johann Andreas Dieze oder durch den Einfluss von Montiano, Direktor der Königlichen Akademie für Geschichte sowie enger Freund und Förderer der Laufbahn von Velázquez – mit den Orígenes de la poesía castellana vertraut wurde.


Rezeption in Deutschland und die Übersetzung von Dieze (1769)

In Göttingen veröffentlichte Johann Andreas Dieze 1769 die deutsche Version der Orígenes de la poesía castellana unter dem Titel Geschichte der Spanischen Dichtkunst, „aus dem Spanischen übersetzt und mit Anmerkungen erläutert“. Die Ausgabe erschien bei Victorinus Bossiegel und umfasst über fünfhundert Seiten – ein Beweis dafür, dass es sich nicht um eine bloße Übersetzung, sondern um eine Arbeit mit kritischen Anmerkungen und Erweiterungen handelte.

Im Vorwort, datiert auf den 26. September 1768, betonte Dieze, dass sein Ziel darin bestand, „die Ehre der spanischen Dichter zu retten“ und ein in Deutschland noch wenig bekanntes Forschungsfeld zu eröffnen. Sein Projekt hatte somit eine programmatische und zugleich aufklärerische Dimension, die weit über eine wörtliche Übersetzung hinausging.

Das Werk fand Resonanz in mehreren deutschen Zeitschriften des 18. Jahrhunderts, die die Rezensionen mit biographischen Notizen über den Autor begleiteten, darunter die Göttingische Anzeigen von Gelehrten Sachen und die Neue Hallische Gelehrte Zeitungen. Diese Berichterstattung trug dazu bei, die Gestalt von Luis José Velázquez im deutschen Gelehrtenpublikum bekannt zu machen.

Mehrere Studien betonen, dass die Geschichte der Spanischen Dichtkunst weit mehr als eine Übersetzung war, da sie kritische Anmerkungen und Erweiterungen enthielt, die den Text von Velázquez ergänzten und für den deutschen Leser verständlicher machten.

Darüber hinaus verstärkte die vorangehende Veröffentlichung in Frankreich das deutsche Interesse an dem Werk: das Journal Étranger von 1755 hatte die Orígenes ausführlich rezensiert, was seine Verbreitung und spätere Rezeption im deutschen akademischen Raum erleichterte.

Nicht nur die Orígenes de la poesía castellana fanden Verbreitung: auch andere Werke von Velázquez, wie sein Ensayo sobre los alphabetos de las letras desconocidas que se hallan en las más antiguas medallas y monumentos de España (Madrid, 1752), wurden von Gelehrten beachtet und in deutschen Fachzeitschriften besprochen, was sein Ansehen als Forscher der Antike und der hispanischen Literatur weiter stärkte.


Die Wittembergs und die Lisperguers: zwei Zweige derselben Familie

Die Familie Wittemberg hanseatischer Herkunft ließ sich nicht nur in Málaga nieder, sondern projizierte auch einen Teil ihrer Linie nach Übersee. Im 16. Jahrhundert gehörte Pedro Lisperguer Wittemberg, gebürtig aus Worms, zu den höfischen Kreisen von Kaiser Karl V. und dessen Bruder Ferdinand von Habsburg, König der Römer.

Mehrere Monate lang lebte er in Worms mit beiden zusammen, in einer entscheidenden Phase der Reichspolitik, und begleitete später den Kaiser Karl V. auf einer Reise über den Rhein und durch Süddeutschland bis in die Niederlande. Von dort setzte Lisperguer seinen Weg nach Spanien fort, wo er in den habsburgischen Hof integriert wurde und seine Stellung als Vertrauter festigte.

Auf ausdrückliche Anordnung des Kaisers selbst und trotz der Bestimmungen, die Ausländern den Zugang zu den Indias untersagten, wurde Pedro Lisperguer in das Vizekönigreich Peru und anschließend nach Chile entsandt, wo er eine der einflussreichsten Familien der Kolonialzeit begründete. Aus diesem Zweig ging die berühmte Catalina de los Ríos y Lisperguer hervor, bekannt als La Quintrala.

Die Figur der Quintrala erlangte eine breite internationale Resonanz, wurde von zahlreichen Akademikern untersucht und in Literatur, Theater, Malerei und Medien dargestellt, wo sich Mythos und Realität weit über Chile hinaus verflechten.

Währenddessen blieb ein anderer Zweig der Wittembergs in Spanien, festigte sich in Andalusien und brachte später Persönlichkeiten wie Luis José Velázquez de Velasco, Marquis von Valdeflores, einen bedeutenden Vertreter der Aufklärung, hervor.

So teilte sich der Name Wittemberg in zwei parallele Linien:

  • eine amerikanische, die mit Peru und Chile verbunden war und sowohl Macht als auch Legende vereinte,

  • und eine iberische, die mit Humanismus und der Gelehrsamkeit des 18. Jahrhunderts verknüpft war.

Der Vergleich beider Zweige zeigt, wie ein und dasselbe deutsche Geschlecht Spuren in so unterschiedlichen Kontexten hinterlassen konnte: von der kreolischen Elite Chiles, die vom Mythos geprägt war, bis zur spanischen Aufklärung, die auf historischer und literarischer Forschung beruhte.

Wer die Bedeutung der Familie Wittemberg in Málaga, ihre Handelsnetze und Allianzen im Detail verstehen möchte, findet weitere Einblicke in meinem Buch: Los Lísperguer Wittemberg: una familia alemana en el corazón de la cultura chilena: Identidad y esplendor de la primera familia colonial de Chile. 



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Die Lísperguer Wittemberg: eine deutsche Familie im Herzen der chilenischen Kultur

Ich habe auch einen Artikel in der renommierten Zeitschrift Atenea veröffentlicht, den Sie unter folgendem Link lesen können:





Ich habe auch ein gut dokumentiertes Buch über die prä-amerikanische Zeit des berühmten deutschen Eroberers Pedro Lísperguer geschrieben. Um es zu kaufen, klicken Sie auf den folgenden Link:




Der Eroberer Pedro Lísperguer


        
Die in den genannten Büchern veröffentlichten Forschungsergebnisse befinden sich in den Bibliotheken von Yale, Stanford, Harvard, Universidad de Chile, Universidad Pontificia de Chile, der Bayerischen Staatsbibliothek, des Ibero-Amerikanischen Instituts Berlin, der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Mainz, der Spanischen Nationalbibliothek, der Deutschen Nationalbibliothek, der Nationalbibliothek Chile, der British Library, der Library of Congress und vielen anderen Orten. 
 
Vielen Dank

Daniel Piedrabuena Ruiz-Tagle


Franz Joseph-Orden: Verleihung an Gouverneur Carlos Bories in Magallanes (1898–1904)

 


Die Verleihung des Kreuzes des Franz-Josef-Ordens an Gouverneur Karl Bories in Magallanes (1898–1904) ist ein einzigartiges historisches Ereignis in den Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn und Chile. Diese seltene Auszeichnung, persönlich vom Kaiser Franz Joseph I. verliehen, würdigte Bories' außergewöhnliche Arbeit als Gouverneur in einer abgelegenen Region Patagoniens.

Karl Bories verwandelte zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein unterentwickeltes Gebiet in eine dynamische und wohlhabende Region. Er initiierte öffentliche Bauarbeiten, verbesserte Straßen, verlegte Telefon- und Stromleitungen, modernisierte Städte, förderte Hygiene und Impfprogramme, errichtete Krankenhäuser und führte eine moderne Kanalisation ein. Darüber hinaus stärkte er Polizei, Postwesen, Bildung, Bibliotheken und den Seehandel durch neue Leuchttürme in der Magellanstraße.

Sein Einsatz für Einwanderung, Viehzucht und neue Industrien machte ihn zu einem Pionier der regionalen Entwicklung und festigte die diplomatischen Beziehungen zu Österreich-Ungarn – der Grund für seine Aufnahme in den angesehenen Franz-Josef-Orden. Neue Forschungen im Österreichischen Staatsarchiv beleuchten heute detaillierter diese historische Episode, die Chiles koloniale Vergangenheit mit dem Habsburgerreich verbindet.


Daniel Piedrabuena Ruiz-Tagle

jueves, 2 de enero de 2020

Awarding of the Franz Joseph Order Cross to Governor Carlos Bories in Magallanes (1898–1904)




 The awarding of the Cross of the Franz Joseph Order to Governor Carlos Bories in remote Magallanes (1898–1904) stands as a remarkable and rare historical event. Personally bestowed by Emperor Franz Joseph I of the Austro-Hungarian Empire, this distinction honored Bories’ exceptional leadership in transforming a once underdeveloped frontier into a thriving and prosperous region.

At the dawn of the 20th century, Governor Bories introduced new regulations, launched major public works to make roads passable, extended telephone and electricity lines, modernized urban infrastructure, promoted hygiene and vaccination campaigns, and oversaw the construction of hospitals and modern sanitation systems. He also strengthened trade, boosted rural property development, livestock farming and industry, reinforced public security, established the Civil Registry and Post Office, improved education with new schools and libraries, and illuminated the Strait of Magellan with numerous lighthouses.

Bories was a tireless promoter of immigration and a pioneer in fostering diplomatic relations with Austria-Hungary, leading to this prestigious honor. Recent research in the Austrian State Archives has uncovered new details about this extraordinary recognition, expanding our understanding of the event and its impact on Chilean history.

Though a brief episode in world history, this award symbolized Vienna’s appreciation for my great-great-grandfather’s dedication to protecting a small colony of around 1,500 inhabitants in Magallanes – a contribution that earned him a lasting place in the Franz Joseph Order.



Daniel Piedrabuena Ruiz-Tagle








Condecoración de la Cruz de la Orden de Franz Josef al gobernador Carlos Boríes en Magallanes (1898–1904)


      La condecoración de la Cruz de la Orden de Franz Josef al gobernador Carlos Boríes en la remota región de Magallanes (1898–1904) es un acontecimiento histórico poco común y de gran relevancia para Chile. Este honor, otorgado personalmente por el Káiser del Imperio austrohúngaro, Francisco José I, reconoció la labor excepcional de Boríes al transformar un territorio aislado y subdesarrollado en una región dinámica y próspera.

A comienzos del siglo XX, Carlos Boríes impulsó nuevas normativas, promovió obras públicas para mejorar la viabilidad de los caminos, extendió redes telefónicas y eléctricas, modernizó el abastecimiento de agua potable, fomentó la higiene, las campañas de vacunación y la construcción de hospitales, mejorando significativamente la salud pública y el alcantarillado. También potenció el comercio, la prosperidad de la propiedad rural, la ganadería y diversas industrias.

El gobernador fortaleció la seguridad en Punta Arenas, creó el Registro Civil y el servicio de Correos, impulsó la educación con nuevos centros y bibliotecas, y dotó al Estrecho de Magallanes de numerosos faros para mejorar la navegación. Su papel como promotor de la inmigración y pionero en las relaciones diplomáticas con Austria-Hungría motivó la concesión de esta prestigiosa distinción imperial.

Aunque nuestra familia conocía este reconocimiento desde antaño, recientes investigaciones en el Archivo Estatal de Austria han revelado nuevos y valiosos detalles sobre este episodio histórico. El presente trabajo, de 48 páginas, recoge palabras del propio Káiser e incluye un prólogo de Guillermo Piedrabuena, bisnieto de Carlos Boríes.

Un breve pero significativo capítulo de la historia universal y chilena, donde la dedicación de mi tatarabuelo a proteger a una colonia de 1.500 habitantes en Magallanes fue premiada por el emperador, otorgándole un lugar en la apreciada Orden de Franz Josef.

Daniel Piedrabuena Ruiz-Tagle